Leseprobe 3

"Mir brennen da noch ein paar weitere Fragen auf der Zunge, die gar nichts mit der Medizin zu tun haben, mehr mit Infrastruktur, Versorgung, Entsorgung. Da möchte ich ganz einfach wissen, wie weit wir in den Bereichen hier auf der Erde hinterherhinken." drängte nun Detze weiter "Wie gewinnt ihr Energie, wie liefert ihr die Energie an die einzelnen Verbraucher, wie sieht es mit Wasser, Abwasser und so weiter aus?"

Mary räusperte sich, "Da seid ihr allerdings auch noch ganz schön zurück - aber ich muß halt immer wieder betonen, dass ihr eine natürliche Phase durchlauft und euch sicher auch in diesen Beziehungen weiter entwickelt. Wir haben in der Tat weder Stromversorgungsleitungen über Land, noch Wasserleitungen, Wasserwerke oder Abwasserkanäle und Klärwerke. Klingt für euch vielleicht etwas utopisch, ist für uns aber ganz normal und äusserst praktikabel. Energie bzw. Strom zu transportieren wie bei euch ist im Prinzip viel zu aufwendig und auch gar nicht nötig. Bei Wasser ist es bei euch noch problematischer, da zum aufwendigen Transport eine äusserst mangelhafte Hygiene kommt. In euren Abwasserrohren und -kanälen wimmelt es nur so von Bakterien und Ungeziefer, und auch eure Versorgungsleitungen machen das Wasser unterwegs nicht gerade sauberer. Ganz zu schweigen von Störungen aller Art im Leitungssystem, bei denen auf der Erde Riesengebiete auf einmal ohne Versorgung dastehen, nur weil irgendwo ein Draht ab ist. Und bis der Fehler gefunden und behoben ist, kann es ziemlich lange dauern. Von so was wie Erdbebenschäden ganz zu schweigen."

"Da bin ich aber auf eure Alternativen gespannt", unterbrach Puszta.

"Ganz einfach: Was Energie und Wasser angeht ist jede Wohneinheit, jedes Gebäude und jedes Transportmittel in seiner Versorgung, Entsorgung und dem dazugehörigen Recycling 100 % autark! Energie wird direkt dort gewonnen wo sie gebraucht wird, fast ausschließlich durch direkt umgesetzte Sonnenenergie. Wie Ihr euch vielleicht denken könnt, sind wir euch bei der Effizienz der Energiegewinnung um ein Vielfaches voraus, aber auch bei der Effizienz der Energienutzung und Energiespeicherung. Abwasser wird zu 100% sofort gereinigt und anschließend wieder der Frischwasserversorgung zugeführt - wobei das neue Frischwasser nicht einmal ein Viertausendstel der Schadstoffe aufweist, die bei euch in gutem, als Trinkwasser bezeichnetem Leitungswasser enthalten sind. Abfälle aus dem Abwasser werden genau wie etwaiger Restmüll sofort sterilisiert und pulverisiert - und auch vom Kloinhalt im übertragenen Sinn ist binnen Sekunden nur noch ein steriles, geruchloses Pulver übrig, sofort und direkt beim Verursacher unschädlich gemacht, bevor es auch nur eine Spur hinterlassen kann. Dieses Pulver kann wiederum in so einer Art Materienkonverter nutzbar gemacht werden, aber darüber erzähle ich euch später mehr. Bei uns gibt es weder riesige Kraftwerke, noch riesige Wasserwerke, noch riesige Kläranlagen. Wir brauchen keine aufwendigen und wartungsintensiven Wasserversorgungsleitungen, keine Kanalisation, keine Stromleitungen - und natürlich längst keine Kommunikationsleitungen mehr. Auch bei euch werden wohl als erstes die Telefonleitungen durch ein komplett drahtloses Netz ersetzt. Das ist viel einfacher und sogar komplett flächendeckend zu installieren und deutlich weniger anfällig für Störungen. Ich würde mal schätzen, dass in 50-70 Jahren bei euch die letzten Telefonleitungen verschrottet werden, zumindest in den Industrienationen. Ausserdem ist das der einzige Weg zum persönlichen Kommunikator, den jeder immer bei sich tragen kann, egal wo auf dem Planeten er sich befindet. Mit dem Kommunikator hat dann jeder wann immer er will Zugriff auf wirklich alles, was an Informationen und Unterhaltung überhaupt vorhanden ist, und man kann natürlich auch direkt jeden anderen Menschen erreichen - und in einem Notfall sofort orten oder selbst geortet werden."

"Klingt schon etwas utopisch, aber sehr sinnvoll und vielleicht doch nicht unmöglich." überlegte Detze laut.