Leseprobe 2

"Vielleicht gibt Euch das ja nun ein anderes Verständnis des Begriffes 'Natürlich'. Ich meine: Man kann Definitionen für den Begriff 'Natürlich' vorgeben, aber genau genommen gibt es überhaupt gar nichts Künstliches!" sagte Mary.

"Du meinst also, eine Plastiktüte und eine Atombombe sind etwas ganz Natürliches!" fragte Puszta ungläubig.

"Da erlaube mir erstmal eine Gegenfrage: Sind ein Vogelnest und ein Biberdamm natürlich oder künstlich?", Mary schaute Puszta etwas herausfordernd fragend an.

"Eher natürlich, würde ich sagen." antwortete Puszta.

"Und wären die auch noch natürlich, wenn der Vogel zum Bau seines Nestes unter anderem Zeitungspapier verwendet, das er zufällig findet, und der Biber für seinen Dammbau auch menschlichen Müll nimmt, der zufällig auf dem Bach treibt?" fragte Mary weiter.

"Schwer zu sagen!" Puszta räusperte sich.

"Dann will ich es ganz einfach formulieren: Ihr könnt doch wohl kaum bestreiten, dass der Mensch einschließlich seines Gehirns ein Produkt der Natur ist, oder?" wollte Mary nun wissen.

"Wohl kaum!" stimmte Detze zu, und Puszta nickte.

"Dann muss man doch auch konsequenterweise alles, was diesem Hirn entspringt, als natürlich bezeichnen - oder seid ihr da anderer Meinung?" setzte Mary ihren Vortrag fort - war das nun suggestiv oder nicht?

"Konsequent betrachtet, eigentlich schon. So gesehen ist alles vom geistigen Höhenflug bis zum geistigen Dünnschiss ganz natürlich." gab Puszta zu, "Und dass da Cleveres wie auch Schwachsinn produziert wird, erklärt sich auch durch das automatische Probieren der Natur!"

Und Detze fügte hinzu: "Aber auch, dass Dünnschiss und Schwachsinn langfristig nicht funktionieren und daher automatisch eliminiert werden!"

"Und dass deshalb Atombomben, Plastiktüten und holländische Treibhaustomaten zwar natürlich sind, aber langfristig nicht funktionieren und deshalb früher oder später von der Bildfläche verschwinden!" sagte Puszta und fügte seufzend hinzu: "Hoffentlich recht bald!"

"Gut, setzen, der Unterricht ist für heute beendet!" lachte Mary und hob demonstrativ ihr Glas.